Vater, wir leben von deinen Gaben.
Segne das Haus. Segne das Brot.
Gib uns die Kraft, von dem was wir haben,
denen zu geben in Hunger und Not.

Herr wir kommen zu dem Essen
Lass uns nimmermehr vergessen,
dass wir alle diese Gaben
deiner Lieb` zu denken haben.

Dir sei  o Gott für Speis und Trank
für alles Gute Lob und Dank
Du gabst und wirst auch immer geben
Dich preise unser ganzes Leben.

Segne Vater, unser Essen.
Lass uns Neid und Hass vergessen,
schenke uns ein fröhlich Herz.

Danket dem Herrn,
denn er ist freundlich
uns seine Güte währe ewiglich.

Mietegäste vier im Haus
hat die alte Buche:
Tief im Keller wohnt die Maus,
nagt am Hungertuche.

Stolz auf seinen roten Rock
und gesparten Samen,
sitzt ein Protz im ersten Stock;
Eichhorn ist sein Namen.

Weiter oben hat der Specht
seine Werkstatt liegen,
hackt und hämmert kunstgerecht,
dass die Späne fliegen.

Auf dem Wipfel im Geäst
pfeift ein winzig kleiner
Musikante froh im Nest.
Miete zahlt nicht einer.

Rolf Baumbach (1840 - 1905)

denken – danken – handeln ... Wir feiern, Gott sei Dank, immer noch das Entedankfest, nicht ein Erntefest, obwohl Erntedank immer mehr im Kommerz und Marketing bei entsprechenden Events dazu »verkommt«. Danken macht den Unterschied an diesem Fest aus, einen ganz wesentlichen Unterschied. So hat man vor nicht allzu langer Zeit in einem Teil Deutschlands stolz verkündet: Ohne Gott und Sonnenschein, fahren wir die Ernte ein. Stolz war man bei der eingefahrenen Ernte nur auf seine eigene Schaffenskraft und Intelligenz und ein scheinbar überlegenes Agrarsystem – Dankbarkeit Gott gegenüber angesichts der eingefahrenen Ernte hatte weder Platz noch Notwendigkeit.

Auch bei uns hat Danken wenig Raum angesichts von vollen Regalen, Kellern und »Bäuchen«. Danken ist nicht mehr modern, das sieht man schon daran, dass höchstens noch 10 Prozent unserer deutschen Bevölkerung vor dem Essen ein Tischgebet spricht. »Bruddeln«, Herummäkeln, Essen und Nahrungsmittel zum Problem machen, das tun wir alle gerne, aber danken? Danken hat seine Grundlage zumal im christlichen Abendland, weil wir die Grundlage unseres Lebens, dieser Schöpfung, dieser Erde und auch der Lebensmittel und dieser Ernte nicht uns und unserer Leistung zu verdanken haben, sondern Gott. So heißt es im Psalm 104 im Vers 27: »Es warten alle auf dich, dass du ihnen Speise gebest zur rechten Zeit«. Diese grundlegende Einsicht, dass wir Leben nicht machen können, hatten nicht nur Theologen, sondern auch Agrarwissenschaftler. So formuliert Justus von Liebig, der Erfinder der Mineraldüngung und vieler anderer Produkte auch im Lebensmittelbereich: »Das Leben der Menschen, Tiere und Pflanzen ist aufs Engste verknüpft an die Wiederkehr aller Bedingungen, welche den Lebensprozess vermitteln.« Und ich ergänze: Dieser Lebensprozess ist ein Geschenk und nichts von Menschen Machbares. Oder nach einem anderen Agrarökonom: Wohl und das Wehe einer Volkswirtschaft hängen von ein paar Zentimetern fruchtbarer Ackerkrume ab – und nicht wie das heute vielfach gesehen wird, von unseren technischen Erfindungen oder unserer Kaufkraft. Wer aber weiß, dass er das Leben, die Ernte und die Lebensmittel strenggenommen nicht sich selbst verdankt, der hat allen Grund zur Dankbarkeit. Wer denkt, wer dankt und wer dankbar ist, der denkt auch weiter und handelt. Dankbarkeit hat Folgen auch für unser Einkaufs- und Ernährungsverhalten. Und es hat auch Folgen für eine grundlegende Wertschätzung der Lebensmittel, aber auch für die Leistung von Bäuerinnen und Bauern. Diese prinzipielle Wertschätzung des Lebens und der Mittel zum Leben muss dann auch Folgen haben für unser Einkaufsverhalten – was kaufen wir ein? Wo kaufen wir ein? Wie kaufen wir ein und welche Preise sind wir auch bereit, dafür zu bezahlen? Aus dieser Dankbarkeit heraus ergibt sich die einfache Konsequenz, wir sollten möglichst regional und saisonal einkaufen und dabei in unserer Kaufkraft die regionale Landwirtschaft unterstützen. Denn, wie es im Psalm 34 heißt, »Wenn wir beim Essen und Trinken schmecken und sehen, wie freundlich der Herr ist, dann soll diese Freundlichkeit auch durchgreifen auf die Menschen, die für uns stellvertretend diese Lebensmittel immer noch im Schweiße ihres Angesichts herstellen.«

Danke
Wir danken für die reiche Ernte.

Dieses Kochbuch ist daher eine hervorragende Motivation für die Wertschätzung von regionalen und saisonalen Lebensmitteln. Es gibt uns eine Fülle von Ideen und Anregungen, diese köstlich zuzubereiten und in einer fröhlichen Gemeinschaft zu verzehren – nicht ohne vorher ein Tischgebet gesprochen zu haben.

Quelle: Diesen Beitrag finden sie im Kochbuch auf Seite 160.

Jedes Jahr zur selben Zeit roch’s würzig durch die Auen.
Duftender Tabak – Gemütlichkeit, die Scheuer voller Frauen.
Sie saßen dort mit großen Nadeln und stachen Bund für Bund
die grünen Blätter einzufädeln, stets fröhlich in der Rund.

Mei’ Mutter saß ganz vorne dran.
Hier stand ihr Bub, vor Hunger knurrt der Magen.
Es gab weiße Käs’ mit Zwiebel dran
auf frisch geback’nem Bauernbrot.

Da ruft die Bauersfrau zum Glück:
»Wilsch a ä großes Stück«?
Dann kumm her mei Kleener.
Awer Moscht-Moscht krigsch keener.

Alte Tabakscheune
Alte Tabakscheune

 

Einfädeln des Tabaks

Beim Einfädeln des Tabaks wurde das Dorfgeschehen besprochen.

 

Quelle: Diesen Beitrag finden sie im Kochbuch auf Seite 127.

Der Kraichgau gilt durch seinen Lössboden als besonders fruchtbar und zählt daher zu den Kornkammern Süddeutschlands. Die Zuckerrübe ist eine Landwirtschaftliche Kulturpflanze, sie hat einen hohen Anspruch an den Boden und das Klima. Sie liebt Standorte mit tiefgründigen, nährstoffreichen Böden, so z.B. Lössböden.

Zuckerrübenfeld Zuckerrübenfeld

Im März oder April, wenn der Ackerboden abgetrocknet und erwärmt ist, erfolgt die Aussaat mit der Einzelkornsämaschine. Unter guten Wachstumsbedingungen entwickeln sich in rund 180 Tagen Rüben mit einem Gewicht von 1 bis 1,5 Kilogramm. Je länger die Rüben im Boden bleiben, desto höher ist ihr Ertrag. Erst wenn die Tagestemperatur unter sechs Grad Celsius sinkt, verbraucht die Pflanze mehr Zucker, als durch die Fotosynthese erzeugt wird. Daher versucht der Landwirt mit der Ernte so spät wie möglich zu beginnen. In der Regel dauert die Rübenernte – auch Kampagne genannt – von Mitte September bis Ende Dezember. Moderne Maschinen leisten den Großteil der Erntearbeit. Die Rübenvollernter schneiden die Blätter ab, heben die Rüben aus der Erde, reinigen sie und sammeln sie in einem Vorratsbehälter. Das Rübenblatt verbleibt klein gehäckselt als Gründünger auf dem Feld. Am Feldrand werden die geernteten Rüben mit einer speziellen Maschine, der Lademaus, nochmals gereinigt und auf Lkw-Anhänger verladen. Diese fahren die Zuckerrüben in die Zuckerfabrik nach Offenau oder nach Offstein.

Zuckerrübenernte
Zuckerrübenernte heute, der Vollernter im Einsatz

Zucker ist heute etwas ganz Selbstverständliches. In der Zuckerfabrik wird der in den Zellen der Rübe gespeicherte Zucker von den übrigen Pflanzenbestandteilen durch Extraktion getrennt und anschließend auskristallisiert. Der so gewonnene Zucker (Saccharose) ist weder chemisch verändert, noch enthält er andere Stoffe. Zucker ist daher ein reines Naturprodukt, das bereits auf dem Feld entsteht. Während der Kampagne wird in den Zuckerfabriken rund um die Uhr gearbeitet, um eine schnelle Weiterverarbeitung der Rüben zu ermöglichen. Dies ist notwendig, denn nach der Ernte verbrauchen sie kontinuierlich einen Teil des gespeicherten Zuckers für ihren Stoffwechsel. Zucker ist nicht nur süß, wasserlöslich und vergärbar, sondern zeichnet sich auch durch praktisch unbegrenzte Lagerfähigkeit, hohe Reinheit und gleichbleibende Qualität aus. Zucker ist ein Lebensmittel mit verlässlichen Eigenschaften bei der Zubereitung und zur geschmacklichen Abrundung von Speisen aller Art. Er sorgt dafür, dass Konfitüre nicht schimmelt, die natürliche Farbe der Früchte erhalten bleibt und das darin enthaltene Vitamin C nicht zerstört wird.

 

Quelle: Diese Geschichte finden sie im Kochbuch auf Seite 123.