Der Kraichgau gilt durch seinen Lössboden als besonders fruchtbar und zählt daher zu den Kornkammern Süddeutschlands. Die Zuckerrübe ist eine Landwirtschaftliche Kulturpflanze, sie hat einen hohen Anspruch an den Boden und das Klima. Sie liebt Standorte mit tiefgründigen, nährstoffreichen Böden, so z.B. Lössböden.

Zuckerrübenfeld Zuckerrübenfeld

Im März oder April, wenn der Ackerboden abgetrocknet und erwärmt ist, erfolgt die Aussaat mit der Einzelkornsämaschine. Unter guten Wachstumsbedingungen entwickeln sich in rund 180 Tagen Rüben mit einem Gewicht von 1 bis 1,5 Kilogramm. Je länger die Rüben im Boden bleiben, desto höher ist ihr Ertrag. Erst wenn die Tagestemperatur unter sechs Grad Celsius sinkt, verbraucht die Pflanze mehr Zucker, als durch die Fotosynthese erzeugt wird. Daher versucht der Landwirt mit der Ernte so spät wie möglich zu beginnen. In der Regel dauert die Rübenernte – auch Kampagne genannt – von Mitte September bis Ende Dezember. Moderne Maschinen leisten den Großteil der Erntearbeit. Die Rübenvollernter schneiden die Blätter ab, heben die Rüben aus der Erde, reinigen sie und sammeln sie in einem Vorratsbehälter. Das Rübenblatt verbleibt klein gehäckselt als Gründünger auf dem Feld. Am Feldrand werden die geernteten Rüben mit einer speziellen Maschine, der Lademaus, nochmals gereinigt und auf Lkw-Anhänger verladen. Diese fahren die Zuckerrüben in die Zuckerfabrik nach Offenau oder nach Offstein.

Zuckerrübenernte
Zuckerrübenernte heute, der Vollernter im Einsatz

Zucker ist heute etwas ganz Selbstverständliches. In der Zuckerfabrik wird der in den Zellen der Rübe gespeicherte Zucker von den übrigen Pflanzenbestandteilen durch Extraktion getrennt und anschließend auskristallisiert. Der so gewonnene Zucker (Saccharose) ist weder chemisch verändert, noch enthält er andere Stoffe. Zucker ist daher ein reines Naturprodukt, das bereits auf dem Feld entsteht. Während der Kampagne wird in den Zuckerfabriken rund um die Uhr gearbeitet, um eine schnelle Weiterverarbeitung der Rüben zu ermöglichen. Dies ist notwendig, denn nach der Ernte verbrauchen sie kontinuierlich einen Teil des gespeicherten Zuckers für ihren Stoffwechsel. Zucker ist nicht nur süß, wasserlöslich und vergärbar, sondern zeichnet sich auch durch praktisch unbegrenzte Lagerfähigkeit, hohe Reinheit und gleichbleibende Qualität aus. Zucker ist ein Lebensmittel mit verlässlichen Eigenschaften bei der Zubereitung und zur geschmacklichen Abrundung von Speisen aller Art. Er sorgt dafür, dass Konfitüre nicht schimmelt, die natürliche Farbe der Früchte erhalten bleibt und das darin enthaltene Vitamin C nicht zerstört wird.

 

Quelle: Diese Geschichte finden sie im Kochbuch auf Seite 123.

Leit, des Johr hot’s doch alles gewwe,
was mer halt sou braucht zum Lewe:
Kersche, Quetsche, Grusslbeer,
un Kartoffl, grouß un schwer.

Geleriewe, Laach un Kraut,
Bouhne, mitsomt em Bouhnekraut.
Erbl, Konzltrauwe un Tomade,
s’isch alles gwachse än unserm Gaade.

A Zellerich, Peterling un Gugummer
verdonke mer dem scheene Summer.
Un a iwer den reiche Apflsege
em Herbscht, hot niemond ebbs degege.

D’ Modder backt Zwiwl- un Apflkuche,
dezu tut mer de nei Moscht versuche.
Un hängt a viel Mieh un Ärwet dro,
koi Ängscht, unser Weibsleit bringes no.

Sie koche houche Stiwich voll Quetschemus,
sie dinschde ei un donn zum Schluss
schneide sie s’Kraut ei en de Stänner,
dass sie’s em Winder koche kenne.

Un erscht, wonn d’ Fässer un d’ Keller voll,
fiehlt mer sich sou richtich wouhl.
Der Himml hot widder gsorgt for Mensch un Tier,
du, liewer Gott, mer donke dir.

 

Quelle: Diese Geschichte finden sie im Kochbuch auf Seite 99.

Dinkel ist kein Nostalgiegetreide. Schon Hildegrad von Bingen sagte: »Dinkel ist das beste Getreide, fettig und kraftvoll, leichter verträglich als alle anderen Körner. Es verschafft dem, der es isst, ein rechtes Fleisch und bereitet ihm gutes Blut. Die Seele des Menschen macht er froh und voller Heiterkeit. Wie immer er zubereitet ist, sei es als Brot, sei es als andere Speise, ist er gut lieblich und süß.«

Was die Heilkundige vor langer Zeit schon wusste, ist heute wissenschaftlich nachgewiesen. Dinkel liefert etwa 62 Prozent komplexe Kohlenhydrate, 2,7 Prozent Fett, 12 bis 13 Prozent hochwertiges Eiweiß und 8,8 Prozent Ballaststoffe sowie 12 Prozent Wasser.

Grünkern ist in der Teigreife geernteter Dinkel, der sofort auf einer Darre bei 120 bis 150 Grad unter Verwendung des Rauches aus einem Holzfeuer getrocknet beziehungsweise gegart werden muss. Vor über 300 Jahren wurde Grünkern zum ersten Mal erwähnt. Der Überlieferung nach ist Grünkern ein in Hungersnot entstandenes Produkt. Aufgrund schlechter Witterungsverhältnisse wurde der Dinkel nicht reif und die Bauern versuchten die unreifen Ähren im Backofen zu trocknen. Hierbei wurde der vorzügliche, rauchige und nussige Geschmack entdeckt. Später wurden Darren gebaut. Meist am Hang gelegen, wurde in großen Pfannen (etwa zwei mal vier Meter, mit einem Boden aus Lochblech) der Grünkern sechs bis acht Stunden bei ständigem Schaufeln getrocknet. Die Feuerung der Darre befand sich auf der Talseite. Die aufsteigende Wärme und der Rauch sowie die entweichende Feuchtigkeit aus dem Grünkern sorgten für schweißtreibende Arbeitsbedingungen. Wegen der großen Brandgefahr mussten die Darren immer außerhalb der Dörfer liegen.

Heute wird der Grünkern mit dem Mähdrescher gedroschen und in dafür ausgelegten Trocknungsanlagen getrocknet. Die heutigen Anlagen werden mit Holzfeuer und zur Unterstützung für eine gleichbleibende Temperatur zusätzlich mit einem Gas- oder Ölbrenner beheizt. Für Grünkern darf nur die alte Sorte »Bauländer Spelz« verwendet werden. Da Dinkel und somit auch Grünkern beim Dreschen nicht aus der Spreu ausgelöst werden, muss der Grünkern nach dem Trocknen noch gegerbt werden. Dabei werden Spreu und Körner getrennt. Die Erzeugung ist sehr arbeitsaufwändig, aber das Ergebnis ist lecker. 100 Gramm Grünkern enthalten: 350 Kilokalorien, 12 Gramm Eiweiß, 2,7 Gramm Fett, 6,9 Gramm Kohlehydrate, 2 Gramm Ballaststoffe und zahlreiche Mineralstoffe wie Phosphor, Magnesium, Eisen und Kalzium.

 

Quelle: Diese Geschichte finden sie im Kochbuch auf Seite 87.

Abschied nehmen ist oft schwer, ich gebe mit Wehmut die alte Scheune dem Bagger her. Denke dabei, wie schnell er es schafft: ruck-zuck hat er sie weggerafft. Aber man muss nicht am Alten für alle Zeiten festhalten. Sondern für Neues offen sein – drum lass ich den Bagger rein. Doch vorher, das darf nicht fehlen, lass ich die Scheune noch erzählen. Denn was ich von der Scheune noch weiß, das geb’ ich euch heute preis. Stroh und Heu lagerte man auf jeden Fall gleich mal über dem Stall. Man nannte es Bahn: in einer Vertiefung rechts drüben, da lagerten die Rüben.

Sommer, so konnte man schauen, saßen in zwei Reihen etwa sechs bis acht Frauen. Sie saßen auf einem Strohsack – wie sollte es anders sein – und fädelten fleißig Tabak ein. Man zog die Tabakbündel mit dem Seil hoch hinauf und mein Vater hängte sie zum Trocknen auf.

Einfädeln des Tabaks

Unter der Scheune befand sich auch ein Stall, der beherbergte unsere Tiere all. Kühe, ein Pferd, Ziegen und Schweine, groß und auch kleine. So war es auch zur Weihnachtszeit, am Heiligen Abend war es dann soweit: Während das Christkind mir, ich war etwa vier, eine Puppenstube brachte, zur selben Zeit eine Kuh im Stall ein Junges brachte. Ein Kälbchen! ein Geschenk vom Christkind, man sagte es mir so, ich war natürlich glücklich und froh.

Das Getreide links von der Scheune auf dem Schuppen sich befand, man hat sie auch die Tenne genannt. Hinter der Scheune rauscht leise der Brenkenbach, ein oder zwei Marder waren Mitbewohner, man hörte sie in der Nacht. Kleine Mäuschen sah man hin und wieder und im Frühling die Schwälbchen das nützliche Gefieder. Am Abend machte man das große Scheunentor zu, so hatten auch die Tiere ihre Ruh. Das Geschirr der Pferde hing außen an der Wand, Halfter, Zaumzeug, Leine und Kummet hat man es genannt. Bürsten und auch Striegel lagen am Fenster dort, man benutzte es täglich, bevor man fuhr mit dem Pferd oder den Kühen fort.

Nun sag ich, liebe Scheune, adieu, Abschied nehmen das tut nicht weh. Doch muss man nicht immer am Alten für alle Zeiten festhalten. Sondern für Neues offen sein, drum lass ich den Bagger rein.

 

Quelle: Diese Geschichte finden sie im Kochbuch auf Seite 60.

Eine Frau auf dem Hof, die hat’s wirklich schwer,
bei ihr geht es rund, da geht’s kreuz und geht’s quer.
Die kommt nicht zum Liegen, die kommt nicht zum Sitzen,
die kommt bloß zum Schuften, die kommt bloß zum Schwitzen.

Mal ruft sie der Mann, mal ruft sie das Kind,
im Stall schreit die Muttersau, die Henne, das Rind.
Und setzt sie sich nieder und will kurz ihre Ruh’,
geht’s gewiss nicht arg lang und schon kalbt eine Kuh.

Auf den Bäumen hängen Äpfel, auf der Wiese liegt’s Heu,
das alles muss vor’m Regen erledigt noch sei:
Dass schließlich der Hausfrieden abgesichert isch,
steht Punkt zwölf Uhr ein heißes Menü auf dem Tisch.

Dies alles seh’n die Kinder, dies alles sieht der Mann,
fast immer als ganz selbstverständlich an.
Den Wert der Frau, den merkt man nur,
geht sie dann endlich mal in Kur.

Dann bricht das Chaos richtig aus,
da findet man nichts mehr im ganzen Haus.
Da bricht der Haushalt praktisch zusamme,
bis jeder merkt: Es fehlt halt die »Mamme!«

Drum nütz’ ich heut’ die Gelegenheit
und sage es einmal vor so viele Leut’:
Es ist wirklich wahr, es ist nicht verkehrt,
die Frau auf dem Hof ist Goldes wert!

 

Quelle: »Politikergschwätz oder Die Kunst des richtigen Tons«
Dieses Gedicht finden sie auch im Kochbuch auf Seite 45.