Der Landfrauenverein Mauer hat sich zum 31.12.2021 aufgelöst.

Kreiserntedankfest in Mauer - Der Kreisbauernverband, die Landjugend und die Kreislandfrauenverbände Heidelberg/Mannheim hatten eingeladen

Quelle: RNZ vom 08.10.2013 von Jutta Trilsbach

Mauer. Während vor der Sport- und Kulturhalle bei tristem Herbstwetter bunte Blätter von den Bäumen herabrieselten, begrüßten Maike Bräunling und Heiko Vierling, die Vorsitzenden der Kreislandjugend, rund 250 Gäste aus der gesamten Region zum Kreiserntedankfest. Die Landjugend zeigte viel Kreativität bei der Dekoration der Halle mit frischen Erntegaben - Sonnenblumen, Kürbisse, Kohl und Äpfel leuchteten, Rettich, Lauch und Zwiebel dufteten.

Kreiserntedankfest 2013 in Mauer

Sie freuen sich über eine gelungene Veranstaltung in Mauer: Wolfgang Guckert, Maike Bräunling, Ekkehard Leytz, Elisabeth Schröder, Heiko Vierling und Bürgermeister John Ehret (v. l.). Foto: Trilsbach

Mit Kaffee und selbst gebackenen Torten verwöhnten die Landfrauen aus Mauer die Besucher. Mit Petersilie war das Wort "Danke" auf Eierkartons geschrieben. Und darum ging es: Danke zu sagen für eine wiederum gute Ernte, die trotz schwieriger Wetterbedingungen - im Frühjahr mit Kälte und Regen sowie im Sommer mit großer Hitze und Trockenheit - eingefahren wurde. Und am Schluss nahmen Kurt Hütter und Ute Blumenberg die reichlichen Erntegaben für die "Tafel" in Neckargemünd entgegen.

Die Gemeinde Mauer ist international bekannt als »Fundort des Unterkiefers von Mauer, Typusexemplar des Homo heidelbergensis«. Der 21. Oktober 1907 stellt in der Geschichte der Gemeinde Mauer ein Datum von weltweiter Bedeutung dar: An diesem Tag fand der aus Leimen stammende und nach Mauer eingeheiratete Tagelöhner Daniel Hartmann, genannt »Sanddaniel«, bei Grabarbeiten in der Sandgrube Grafenrain seines Arbeitgebers, Josef Rösch, einen menschlichen Unterkiefer. Der gesamte Sand musste vor dem Verladen per Hand gesiebt werden. Hierzu wurde er mit Schaufeln durch ein großes, schräg gestelltes Sieb geworfen. Kiesel, Tonflatschen und eben auch Fossilien blieben in den Maschen hängen und rollten herunter. Dabei kamen am Sieb von Daniel Hartmann die beiden zusammengehörigen Äste eines menschlichen Unterkiefers zum Vorschein. Der stolze Finder musste kein Paläontologe sein um sofort zu erkennen, dass er die uralten Reste eines Menschen in Händen hielt. So prägte er den bis heute oft zitierten Spruch: »Heut hawe ich de Adam g’funne«.

Gedenkstein Homo Heidelbergensis

Gedenkstein am Fundort des Homo heidelbergensis im Mauer

Obwohl seine Lebensumstände nicht einfach und die Arbeiten in der Sandgrube hart waren, wird Daniel Hartmann von seinen Zeitgenossen als fröhlicher Mensch beschrieben. Er hat bis ins Alter von 76 Jahren gearbeitet und wollte immer 100 Jahre alt werden. Das hätte er auch beinahe geschafft: Am 21. Januar 1952 starb er mit 98 Jahren. Sein Fund hat ihn nicht reich, aber bekannt, vielleicht sogar berühmt gemacht. Zeitlebens wurde er von Urmenschen-Interessierten, die nach Mauer kamen, besucht. Der Grabstein seines Ehrengrabes befindet sich heute noch auf dem Friedhof von Mauer.

Der Jahrhundertfund wurde zur Sensation, der die Weltöffentlichkeit und nicht nur die Wissenschaftler in Erstaunen versetzte. Wissenschaftliche Ermittlungstätigkeit bestätigte sofort die zunächst nur geäußerte Vermutung, dass es sich bei diesem Knochen um den Skelettrest eines Menschen aus Sandschichten handelte, die mit einem Alter von mehr als 600 000 Jahren den Kiefer – und zwar bis zum heutigen Tag – als das älteste menschliche Zeugnis in Europa auswiesen. Obwohl der Unterkiefer auf der Gemarkung von Mauer freigelegt worden war, nannte ihn der Archäologe Otto Schoetensack von der Universität Heidelberg, den »Homo heidelbergensis«. Geologische Untersuchungen belegten eindeutig, dass der Neckar im ältesten Eiszeitalter von Neckargemünd bis Mauer, um den Hollmuth herum, eine große Schleife gemacht hatte. In seinem Stromlauf führte dieser Ur-Neckar neben Sand und Kies fossile Knochen längst ausgestorbener Tiere mit sich. So ist auch der Unterkiefer vom Fluss transportiert und schließlich in den Sedimenten nahe Mauer abgelagert worden. Der Unterkiefer gehörte zu einem 25 bis 30 Jahre alten Mann. Es besteht Grund zur Annahme, dass dieser in unmittelbarer Nähe zur Fundstelle in der Neckarschlinge zu Tode kam, da typische, durch längeren Transport im Wasser hervorgerufene Abrollspuren am Fossil fehlen. Das Original des Unterkiefers befindet sich heute im Geologisch-Paläontologischen Institut der Universität Heidelberg. Ein lang ersehnter Wunsch vieler Bürger und Besucher ging im Oktober 1982 in Erfüllung: Die Eröffnung eines kleinen Urgeschichtlichen Museums im Rathaus von Mauer.

 

Quelle: Diese Geschichte finden sie im Kochbuch auf Seite 40.