denken – danken – handeln ... Wir feiern, Gott sei Dank, immer noch das Entedankfest, nicht ein Erntefest, obwohl Erntedank immer mehr im Kommerz und Marketing bei entsprechenden Events dazu »verkommt«. Danken macht den Unterschied an diesem Fest aus, einen ganz wesentlichen Unterschied. So hat man vor nicht allzu langer Zeit in einem Teil Deutschlands stolz verkündet: Ohne Gott und Sonnenschein, fahren wir die Ernte ein. Stolz war man bei der eingefahrenen Ernte nur auf seine eigene Schaffenskraft und Intelligenz und ein scheinbar überlegenes Agrarsystem – Dankbarkeit Gott gegenüber angesichts der eingefahrenen Ernte hatte weder Platz noch Notwendigkeit.

Auch bei uns hat Danken wenig Raum angesichts von vollen Regalen, Kellern und »Bäuchen«. Danken ist nicht mehr modern, das sieht man schon daran, dass höchstens noch 10 Prozent unserer deutschen Bevölkerung vor dem Essen ein Tischgebet spricht. »Bruddeln«, Herummäkeln, Essen und Nahrungsmittel zum Problem machen, das tun wir alle gerne, aber danken? Danken hat seine Grundlage zumal im christlichen Abendland, weil wir die Grundlage unseres Lebens, dieser Schöpfung, dieser Erde und auch der Lebensmittel und dieser Ernte nicht uns und unserer Leistung zu verdanken haben, sondern Gott. So heißt es im Psalm 104 im Vers 27: »Es warten alle auf dich, dass du ihnen Speise gebest zur rechten Zeit«. Diese grundlegende Einsicht, dass wir Leben nicht machen können, hatten nicht nur Theologen, sondern auch Agrarwissenschaftler. So formuliert Justus von Liebig, der Erfinder der Mineraldüngung und vieler anderer Produkte auch im Lebensmittelbereich: »Das Leben der Menschen, Tiere und Pflanzen ist aufs Engste verknüpft an die Wiederkehr aller Bedingungen, welche den Lebensprozess vermitteln.« Und ich ergänze: Dieser Lebensprozess ist ein Geschenk und nichts von Menschen Machbares. Oder nach einem anderen Agrarökonom: Wohl und das Wehe einer Volkswirtschaft hängen von ein paar Zentimetern fruchtbarer Ackerkrume ab – und nicht wie das heute vielfach gesehen wird, von unseren technischen Erfindungen oder unserer Kaufkraft. Wer aber weiß, dass er das Leben, die Ernte und die Lebensmittel strenggenommen nicht sich selbst verdankt, der hat allen Grund zur Dankbarkeit. Wer denkt, wer dankt und wer dankbar ist, der denkt auch weiter und handelt. Dankbarkeit hat Folgen auch für unser Einkaufs- und Ernährungsverhalten. Und es hat auch Folgen für eine grundlegende Wertschätzung der Lebensmittel, aber auch für die Leistung von Bäuerinnen und Bauern. Diese prinzipielle Wertschätzung des Lebens und der Mittel zum Leben muss dann auch Folgen haben für unser Einkaufsverhalten – was kaufen wir ein? Wo kaufen wir ein? Wie kaufen wir ein und welche Preise sind wir auch bereit, dafür zu bezahlen? Aus dieser Dankbarkeit heraus ergibt sich die einfache Konsequenz, wir sollten möglichst regional und saisonal einkaufen und dabei in unserer Kaufkraft die regionale Landwirtschaft unterstützen. Denn, wie es im Psalm 34 heißt, »Wenn wir beim Essen und Trinken schmecken und sehen, wie freundlich der Herr ist, dann soll diese Freundlichkeit auch durchgreifen auf die Menschen, die für uns stellvertretend diese Lebensmittel immer noch im Schweiße ihres Angesichts herstellen.«

Danke
Wir danken für die reiche Ernte.

Dieses Kochbuch ist daher eine hervorragende Motivation für die Wertschätzung von regionalen und saisonalen Lebensmitteln. Es gibt uns eine Fülle von Ideen und Anregungen, diese köstlich zuzubereiten und in einer fröhlichen Gemeinschaft zu verzehren – nicht ohne vorher ein Tischgebet gesprochen zu haben.

Quelle: Diesen Beitrag finden sie im Kochbuch auf Seite 160.