Abschied nehmen ist oft schwer, ich gebe mit Wehmut die alte Scheune dem Bagger her. Denke dabei, wie schnell er es schafft: ruck-zuck hat er sie weggerafft. Aber man muss nicht am Alten für alle Zeiten festhalten. Sondern für Neues offen sein – drum lass ich den Bagger rein. Doch vorher, das darf nicht fehlen, lass ich die Scheune noch erzählen. Denn was ich von der Scheune noch weiß, das geb’ ich euch heute preis. Stroh und Heu lagerte man auf jeden Fall gleich mal über dem Stall. Man nannte es Bahn: in einer Vertiefung rechts drüben, da lagerten die Rüben.
Sommer, so konnte man schauen, saßen in zwei Reihen etwa sechs bis acht Frauen. Sie saßen auf einem Strohsack – wie sollte es anders sein – und fädelten fleißig Tabak ein. Man zog die Tabakbündel mit dem Seil hoch hinauf und mein Vater hängte sie zum Trocknen auf.
Unter der Scheune befand sich auch ein Stall, der beherbergte unsere Tiere all. Kühe, ein Pferd, Ziegen und Schweine, groß und auch kleine. So war es auch zur Weihnachtszeit, am Heiligen Abend war es dann soweit: Während das Christkind mir, ich war etwa vier, eine Puppenstube brachte, zur selben Zeit eine Kuh im Stall ein Junges brachte. Ein Kälbchen! ein Geschenk vom Christkind, man sagte es mir so, ich war natürlich glücklich und froh.
Das Getreide links von der Scheune auf dem Schuppen sich befand, man hat sie auch die Tenne genannt. Hinter der Scheune rauscht leise der Brenkenbach, ein oder zwei Marder waren Mitbewohner, man hörte sie in der Nacht. Kleine Mäuschen sah man hin und wieder und im Frühling die Schwälbchen das nützliche Gefieder. Am Abend machte man das große Scheunentor zu, so hatten auch die Tiere ihre Ruh. Das Geschirr der Pferde hing außen an der Wand, Halfter, Zaumzeug, Leine und Kummet hat man es genannt. Bürsten und auch Striegel lagen am Fenster dort, man benutzte es täglich, bevor man fuhr mit dem Pferd oder den Kühen fort.
Nun sag ich, liebe Scheune, adieu, Abschied nehmen das tut nicht weh. Doch muss man nicht immer am Alten für alle Zeiten festhalten. Sondern für Neues offen sein, drum lass ich den Bagger rein.
Quelle: Diese Geschichte finden sie im Kochbuch auf Seite 60.