Im Juni 2015 besuchten wir den “Lebensraum Garten“ in Mauer, eine neue Form des Gartencenters. Freundlich wurden wir von Christian Müller empfangen, der den Betrieb mittlerweile in 4.Generation führt. Er gab uns einen kurzen Einblick in die Geschichte der Firma, die vor mehr als 100 Jahren ihren Ursprung fand. 1911 wurde der Betrieb von Nikolaus Müller in Bammental gegründet. 1954 übernahm Otto Müller den Betrieb. 1972 wurde die Firma in 2 Teile geteilt die dann von Wilhelm und Nikolaus Müller übernommen wurden. 1997 eröffnete „Müller’s grüner Garten“ am heutigen Standort. 2005 stieg Christian Müller in die Unternehmensleitung mit ein. 2009 wurde nun der „Lebensraum Garten“ in seiner jetzigen Form eröffnet. Die Umsetzung des Konzepts verschiedene Gartenbereiche als eine Art Zimmer anzulegen und den Kunden zu einem Spaziergang durch die entstandenen Räume einzuladen, stieß bei der Umsetzung nicht nur im Familienbetrieb auf Kopfschütteln. Wer aber heute nun durch die parkähnliche Außenanlage schlendert bekommt Einblicke in die Vielfalt und in die Nutzung des Gartens als Lebensraum und nicht nur als schönes Beiwerk rund ums Haus.
Unser Rundgang startete im asiatischen Teil des Gartens. Hier dominieren klare, aber geschwungene Linien in der Vertikalen und Horizontalen. Gräser und Bambus streben zum Himmel und verleihen den eher strengen Bereichen eine Leichtigkeit. Kleine Teiche und Wasserbecken mit Teichpflanzen und Brunnen, Buddha-Skulpturen und die in Form geschnittenen Gehölze laden zum Verweilen und meditieren ein. Eine wunderbare Stille, die nur vom Flüstern der Bäume und einem Vogel unterbrochen wird, umgibt einen. Harmonie von Mensch und Garten. Ein Zitat von der Internetseite des Betriebes beschreibt das wunderbar: „Die im lauen Wind meditativ rauschenden Gräser umspielen die von Hand geformten Gehölze. Beruhigend sprudelt das Wasser und lässt den zeitlos schönen Garten wahrnehmen.“ Genauso fühlten wir uns auch. In der wunderbaren Nachmittagssonne ein wenig entspannen und doch konnten sich die meisten nicht vorstellen ihren Garten so an zu legen.
Der nächste Raum ist der moderne Bereich. Manch einem ist das zu minimalistisch und gradlinig. Hier ist alles „quadratisch, praktisch, gut“. Gerade Formen neue Materialien wie Beton und Edelstahl aber auch Holz und Kork geben dem „Wohnzimmer im Garten“ sein charakteristisches Aussehen. Klar geschnittene Gehölze und Strukturpflanzen bilden Blickfänge. Blühende Pflanzen kommen nur selten vor. Dafür moderne Kunstobjekte, die dem Ganzen eine abstrakte und doch zugleich natürliche Bodenständigkeit verleihen. Trotzdem soll und kann man sich hier wunderbar wohlfühlen. Ein Grillfest mit Freunden oder in der Sonne sitzen unter einem dachförmig geschnittenen Baum mit einem Cocktail in der Hand, diese Vorstellungen funktionieren wunderbar. Der einen oder anderen wirkte dieser Teil des Gartens aber zu kalt und unnahbar. Trotzdem hat dieser Garten auch seinen Reiz, wobei unser Blick schon zum mediterranen Bereich schweift.
Hier fühlt man sich gleich in den Urlaub versetzt. Der Duft von Zypressen und Rosmarin liegt in der Luft. Salbei und Zitrusbäume, südländisches Flair an allen Ecken. Angenehm schattige Abschnitte wechseln sich mit sonnigen ab. Eine Symbiose aus Pflanzen, Formen und Farben. Beige und warme Rottöne dominieren, unterbrochen durch die kräftigen Grüntöne und dem Lila des Lavendels. Ein Hauch von Italien schwebt durch den frühen Abend, Rotwein und gutes Essen kommt einem in den Sinn. Feigenbäume, Olivenbäume mit ihrer knorrigen Rinde und Palmen in terracottafarbenen Gefäßen. Der Traum eines jeden Fans der mediterranen Kultur.
Doch unser Weg führt weiter in den romantischen Garten. Manch Frauenherz schlug da gleich 2 Takte schneller. Üppig blühende und duftende Rosen, ein Meer aus Hortensien und andere Blühpflanzen. Schön geschwungene Holzbänke, Natursteine und bewährte Harthölzer erzielen eine edle Wirkung. Ein Traum aus dem Gartenmagazin. Ein Garten für Genießer! Eine schöne Tasse Kaffee oder Tee auf einer Bank, die Bienen summen und die Schmetterlinge fliegen. So oder so ähnlich wandern die Gedanken. Gleichzeitig wurde aber auch schon überlegt was man davon vielleicht auch bei sich umsetzen könnte. Ein Rosenbogen mit einer tollen Kletterrose? Oder doch lieber der schön plätschernden Brunnen? Oder beides? Oder doch eine Hortensienhecke?
Hortensien und Rosen führen uns dann auch in den letzten Garten.
Der letzte Raum ist der traditionelle Garten. Ähnlich wie ihn der ein oder andere auch von zu Hause kennt. Mit einer Mischkultur aus Blühpflanzen, Obstgehölzen, Stauden, Kräuter und Gemüse. Alles was schmeckt und schön ist. Dazwischen kleine Holzzäune als Abtrennung, Pflanzstäbe und Garten Keramik als Eyecatcher. Traditionelle Materialien wie Holz und Naturstein kommen zur Verwendung.
Nach dem wir nun die Runde durch die „Garten Wohnung“ beendet hatten, kam natürlich die Frage: Welcher Raum ist der schönste?
Christian Müller: Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Er, als Gärtner kann nur beraten und empfehlen. Der Kunde sollte sich nicht in etwas drängen lassen. Das finge schon bei der Farbauswahl an. Ein Kunde sollte seiner Frau pinkfarbene Blühpflanzen mitbringen, er empfahl, seiner Meinung nach und laut Etikett, pinkfarbene. Laut der Frau waren diese aber rosa-lila und nicht pink. Der Kunde beklagte sich dann bei ihm, was er ihm denn da verkauft hätte. Da gingen die Meinungen schon sehr weit auseinander. Deswegen sehen, anschauen und selbst entscheiden! Aber auch dem Fachmann vertrauen, wenn er einem sagt, dass die ausgewählte Pflanzenkombination von ihren Ansprüchen nun gar nicht zusammenpassen will.Dann hätte man lange Freude am Garten.
Natürlich stand uns Herr Müller auch für unsere Fragen Rede und Antwort.
Soll man verblühte Hortensien gleich abschneiden, die sähen ja so vertrocknet und hässlich aus.
Nein, man soll sie bis ins nächste Frühjahr stehen lassen und erst, wenn sie neu austreiben abschneiden. Im Winter würden die Blütenstände mit einer kleinen Schneehaube doch sehr romantisch aussehen. Wichtig sei aber auch, dass man sie ausreichend gießt, gerade junge Pflanzen hätten es dieses Jahr sehr schwer. Man sollte bedenken wie lange es braucht eine 10l-Gießkanne mit dem Schlauch zu befüllen und wie schnell man diese dann ausgegossen hat. Beim Gießen mit dem Schlauch sollte man sich das bewusstmachen und lieber zweimal die Woche richtig ausgiebig gießen, als jeden Tag zu wenig. Als Moorbeetpflanze ist ein Platz im Halbschatten genau das Richtige. Außerdem gibt es mittlerweile viele verschiedene Sorten. Neben den Bauernhortensien und Rispenhortensien sind Tellerhortensien und die fast Schwarze Hortensie dieses Jahr der Renner. Um die blaue Farbe von Blauhortensien zu erhalten sollte man mit Alaun düngen und auf einen sauren pH- Wert des Bodens achten.
Auch zum Buchsbaumzünsler wusste er Neues zu berichten. Die heimische Vogelwelt stellt sich langsam auf die Raupen ein und sie werden vermehrt gefressen. Da der Zünsler 2 Lebenszyklen im Jahr durchläuft und im Herbst die Eierkokons für das nächste Frühjahr schon abgelegt werden, muss man von März bis Oktober auf der Hut sein und die Büsche immer wieder nach Raupen durchforsten. Beim ersten Bemerken von einem Befall sollte man sofort reagieren.
Auch die Fragen zur ARD-Rose, die nix mit dem Fernsehen zutun hat und eigentlich ADR (Anerkannte Deutsche Rose) heißt konnten beantwortet werden. Die Auszeichnung „ADR“ bekommen neue Rosenzüchtungen, die über 3-4 Jahre in Sichtungsgärten angepflanzt wurden und auf Duft, Frosthärte, Blühverhalten und Gesundheit geprüft wurden.
Unsere Nasen wanderten von einer Rose zur nächsten. Johann von Goethe duftete besonders gut und die rote Farbe leuchtete samten. Aber auch die kleinen Buschrosen sahen allerliebst aus.
Wir konnten soviel Neues über Garten, Räume, Leben und somit über den „Lebensraum Garten“ erfahren. Vielleicht wird auch noch das Gesehene in dem einen oder anderen Garten umgesetzt. Das gemütliche Ausklingen in der großen Halle bei Säften und Brezeln rundete den Abend wunderbar ab.
Natürlich wanderte auch noch so manches Pflänzchen über den Ladentisch und bereitet jeden Tag aufs Neue ein bisschen Freude. Wir bedanken uns noch mal recht herzlich bei Christian Müller und seinem Team für einen interessanten und tollen Nachmittag!