Alle zwei Jahre feiert Zuzenhausen im Kraichgau sein Dachsenfranzfest. Das ganze Dorf wird in die Zeit um 1900 zurückversetzt und die Geschichte des Dachsenfranzes nachempfunden. Der Italiener Francesco Regali, genannt »Dachsenfranz«, lebte in der Zeit von 1870 bis 1914 in den Wäldern zwischen Sinsheim und Wiesloch. Es soll sich bei dem Einsiedler um einen Fahnenflüchtigen der italienischen Armee gehandelt haben.

Nach Aufenthalt in Österreich und Süddeutschland ließ er sich in den Wäldern des Kraichgaus und der Bergstraße nieder. Während seiner Flucht lernte der Dachsenfranz mehr und mehr die Schätze der Natur kennen und verstehen. Als Unterkunft dienten ihm Höhlen, die er sich in den reichlich vorhandenen Hohlwegen grub. Sie waren mit Heu und Fellen ausgelegt, doch es war keinem Besucher gestattet, das Innere der Höhle zu betrachten. Der stets von Hunden begleitete Dachsenfranz jagte in den Wäldern nach Dachsen, Füchsen und Mardern.

Den Bauern verkaufte der Dachsenfranz selbstgemachtes Dachsenfett, das er in einem Kessel zubereitete. Dachsenfett galt damals als eine Art Wundermittel gegen allerlei Gebrechen. Mit Kräutermischungen gegen verschiedene Krankheiten machte er sich bei Bäuerinnen beliebt ... Seinen restlichen Lebensunterhalt bestritt der Dachsenfranz mit dem Verkauf von Fellen und durch seine Tätigkeit als Kammerjäger. Kaum jemand verstand es wie er, Bauernhöfe und vor allem Mühlen von Ratten und Mäusen zu befreien.

Aufgrund seiner Lebensweise hatte der Dachsenfranz kaum Möglichkeiten, sich oder seine Wäsche zu waschen. Entsprechend wild und ungepflegt muss sein Erscheinungsbild gewesen sein. Es gab noch Menschen, die ihn persönlich kannten, da er bisweilen zu einem Bier oder Schnaps einkehrte. Sie berichteten von dem strengen Geruch und der unheimlichen Ausstrahlung des Waldbewohners, der aber harmlos war. Auch für die Chronisten war die außergewöhnliche Gestalt eine Attraktion. Sogar auf Postkarten wurde er abgebildet. Sein kauziges Auftreten, seine Heldentaten als »berühmter Raubtierfänger« machten den letzten »Trapper im Kraichgau« bereits zu Lebzeiten zu einer Legende. So mysteriös wie er gekommen war, verschwand er wieder. Niemand weiß, was mit ihm geschah. Heute wird sogar eine Biersorte nach ihm benannt.

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Quelle: Diese Geschichte finden sie im Kochbuch auf Seite 49.